GERMAN
Was ist eigentlich kaputt?
Na ja, Kaputt ist eigentlich gar nichts. Es ist nur eine Kleinigkeit, “Spiegelbremse” genannt. Wie der Name schon sagt, wird damit die Bewegung des Schwingspiegels abgebremst. Das hat den Vorteil, daß sich weniger Vibrationen auf die Kamera übertragen und der Spiegel nicht so hart an den unteren Begrenzer anschlägt, (oben sollte ja eine Schaumstofflippe sein). Der Spiegel wird es außerdem mit gleichbleibender Justierung danken. Die Bremse dämpft also die Schwingspiegelgeschwindigkeit indem sie Bewegung durch Reibung in Wärme umleitet. Das sollte bei ausreichender Schmierung geräuschlos von sich gehen. Diese läßt aber mit der Zeit nach, sodaß 1. die Mechanik quietscht und 2. der Schwingvorgang unötig lange abgebremst wird.
Die ist übrigens nur ca. 5 mm groß und befindet sich oben etwas links von der Ecke des Schwarzen Kunststoffes unter der Modellbezeichnung unmittelbar hinter der Gehäusehülle. Alles was ihr machen müßt ist ein Tröfpchen Öl an diese Stelle plazieren.Das wars.Nun ganz so einfach wird einem die Sache natürlich nicht gemacht, da die Stelle nicht ohne weiteres zugänglich ist.
Was brauche ich zur Reparatur?
Ihr braucht außer Geduld und etwas Zeit eigentlich nicht viel:
– eine Spritze mit Kanüle (Apotheke oder Euer freundlicher Arzt). Meine Kanüle ist oben hellgelb (definiert die Größe), genau 0.91mm dick und 37mm lang (Metallkanüle vom Plastikstutzen aus gemessen). Dünner und länger kann aber nicht schaden.
– gutes Schmieröl (nur gaanz wenig)
*Kann Euch vielleicht einer Waffenöl von Bund besorgen ? Wenn nicht tuts auch was anderes. Es muß aber auf jeden Fall säurefrei sein und darf nicht verharzen-ein kleiner Kreuzschraubendreher
That`s it !
Die Reparatur
Das Öl:
Der Schmierstoff sollte möglichst hochviskos (da es sich sonst überall hin verteilt und weniger schleuderfest ist) und Säurefrei sein. Es soll ja ein gewisser Wiederstand da sein um Reibung zu erzeugen. Kriechöle eignen sich nicht, weil sie mit der Zeit verdunsten (zu hoher Petroleum Anteil) und sich an Stellen niederschlagen können, wo man sie überhaubt nicht gebrauchen kann. Auf gar keinen Fall mir WD40, Karamba o.ä. in die Kamera hineinsprühen. Das ist der sichere Tod !
Ich habe Waffenöl von der Bundeswehr genommen. Das wird auch in heißen Zeiten bestimmt nicht verdunsten und hat eine ziemlich gute Qualität. Achtung: beim rötlich eingefärbten Öl handelt es sich um ein Kriechöl.
Das Material:
– eine (Einweg)spritze
– eine passende Kanüle
– kleiner Kreuzschaubendreher für Bodenplatte
– ein paar Tropfen Schmieröl
Und los gehts:
1. Markiert auf der Kanüle am oberen Ende die abgeflachte Seite der Spitze
2. Nehmt die Baterie raus
3. Spannt die Kamera
4. Nehmt euch jetzt die Spritze. Zieht euch über die Kanüle nur so viel Öl hinein, das bei kompletter Entleerung nur ein Tropfen Öl aus der Nadel kommen kann. Mit ein wenig Übung geht das.
5. Schraubt die Bodenplatte der Kamera ab. Das sind die kleinen Kreuzschrauben links von der Winderaufnahme und rechts unterhalb der vier Elektrokontakte (AE-1, A-1). Die AE-1 Programm hat zusatzlich noch mittig eine Schraube sitzen.
6.Nehmt die Bodenplatte ab. Evtl. mußt ihr mit dem Schaubendrehergriff o.ä. einmal leicht drum herum klopfen. Keine Angst es fallen beim abnehmen der Platte bestimmt keine Teile entgegen.
7. Nehmt die Kamera in die linke Hand. Boden nach oben und Objektivflansch zum Körper hinzeigend. Ein angeschraubtes 50mm Objektiv erleichtert die Handhabung.
8. Setzt die Nadel an der rechten Ecke des Objektivflansches an, Objektiv zum Körper hinzeigend. Dreht die abgeflachte Seite der Spitze zu Euch hin. Das ist wichtig damit Ihr an den Bauteilen mit der Nadel besser entlangschieben könnt. Ich habe mal zu Testzwecken eine defekte AE-1 zerlegt. Schaut euch die Bilder in Ruhe an.
Schaut da mal ganz genau in die Kamera. Ihr könnt da ein kleines Zahnrad aus Messing erkennen. So ca. auf halber Gehäusetiefe. Links davon muß die Nadel hin.
Schiebt die Nadel etwa 2.5 mm rechts von der abgeschrägten Kante des Objektivanschlusses senkrecht zwischen Flansch und Gehäusewand in die Kamera. Nach ca. 4-5 mm merkt ihr einen Wiederstand. Mit leichten Kraftaufwand sollte sich die Nadel weiter schieben lassen (evtl. öfters ansetzen). Schiebt die Nadel bis zum Anschlag rein.
Die Nadel sitzt jetzt auf dem Zahnrad auf.
Zieht jetzt die Nadel wieder 1cm heraus. Dreht die Flache Seite der Injektionsnadelspitze nach links. Winkelt sie ein wenig nach links (oberes Ende) und steckt sie durch bis zum Ende der Nadel.
Die Nadelspitze sitzt jetzt direkt über der Bremse. Dreht die Öffnung nach rechts und richtet die Kamera so aus. daß die Nadel senkrecht steht. Die Nadel ist jetzt fest von allen 4 Seiten eingeklemmt und läßt sich nicht mehr bewegen (prüfen). Die Flache Seite der Spitze kommt wieder nach rechts, damit das Öl günstiger auf die Bremse treffen kann. Drückt die Spritze leer (ein Tropfen). Zieht die Kanüle wieder heraus. Die Kamera auf dem Kopf lassen. Baterie einlegen (zusammenschrauben könnt ihr später) und auslösen. Na Erfolg ?
Wenn ja: Boden festschrauben und die Kamera auf dem Kopf stehend noch einige male auslösen (so 30-40 mal dürfen es schon sein). Noch 10 Minuten verkehrt herum liegen lassen und f e r t i g. Herzlichen Glückwunsch. War doch einfacher als erwartet… oder ?
Wenn nein: Kamera aufziehen und noch ein paar mal versuchen. Wenn das keinen Erfolg hat spannen, Batterie raus und nochmal mit der Schmierung versuchen. Nicht verzagen. Bei meiner AE-1 hat es erst beim dritten mal geklappt. Aber Vorsicht mit dem Öl. Nicht zu viel ins Gehäuse lassen. Dann lieber 24 Stunden liegen lassen, so daß sich die Suppe etwas verteilt und dann noch mal ran. Ich denke 5 Versuche sollten nicht schaden.